Die Übungsfirmen stellen in Zusammenarbeit mit realen Betrieben ein wichtiges Bindeglied zwischen Schule und Wirtschaft dar. Eine Übungsfirma ist ein Modell eines realen Unternehmens, eine Unternehmenssimulation in den österreichischen berufsbildenden Schulen und der Erwachsenenbildung, vor allem in Handelsakademien und Handelsschulen. Die Schüler/innen können fächerübergreifend ihre bisher erlernten Kompetenzen (Fachwissen, Sozialkompetenz, Methodenkompetenz und Selbstkompetenz) praktisch und vernetzt anwenden, erproben und erhöhen. In einer Übungsfirma werden alle betrieblichen Vorgänge, die auch in der realen Wirtschaft erforderlich sind, abgewickelt – die Übungsfirma ist Teil der Entrepreneurship Education.
Unternehmerisches Denken und Handeln, selbständiges und eigenverantwortliches Arbeiten sowie soziale und fachliche Kompetenzen stehen im Focus. Für die zukünftigen Entrepreneure sind Digitalisierung und Nachhaltigkeit ebenso gelebter Alltag in der Übungsfirma wie Netzwerken und Globalisierung.
Um alle betrieblichen Vorgänge so praxisgerecht wie möglich durchführen zu können, gibt es die Servicestelle der österreichischen Übungsfirmen ACT (Austrian Center for Training firms), wo ungefähr 1.000 aktive Übungsfirmen registriert sind. ACT bietet verschiedene Dienste und Einrichtungen für die Übungsfirmen (z. B. Firmenbuch, Gewerbebehörde, Bank, Finanzamt, Sozialversicherung, Webshop, Kreditkarte und Gericht).
Im Rahmen des Zertifizierungsprozesses können sich alle aktiven Übungsfirmen aus Österreich, die im ACT-Firmenbuch eingetragen sind, einem externen QualitätsAudit unterziehen.
Das Grundkonzept der Zertifizierung liegt im PDCA-Kreislauf, wo Betriebe ausgehend von einer fundierten Planung Maßnahmen setzen und durchführen, diese dann überprüfen und Anpassungsmaßnahmen für die Zukunft aus den Ergebnissen ableiten. Wird der Unterricht in den Übungsfirmen in dieser Art geführt, sind gleichzeitig auch die Anforderungen des kompetenzorientierten Lehrplans abgedeckt.
Die Übungsfirmen haben zu drei Teilbereichen 24 verschiedene Muss-Kriterien zu erfüllen:
- A-Bereich zum Geschäftsmodell: Ein Businessprofile für die Übungsfirma wird festgelegt, die Ziele und die Jahresschwerpunkte werden daraus abgeleitet. Die Übungsfirma stellt sich als Betrieb und als Lernort dar und gibt Einblicke in ihre Website und ihren ACT-Webshop.
- B-Bereich zu den Geschäftsprozessen: Ausgehend von einem Investitionsplan und einer Plan-Gewinn-und-Verlust-Rechnung werden komplette Geschäftsfälle, die Personalverrechnung und das Steuerwesen dargestellt. Natürlich werden hier alle Behördenwege praxisgerecht und digitalisiert mit den Online-Dienstleistungen von ACT abgewickelt.
- C-Bereich zur Kompetenzentwicklung: Kompetenzchecks mithilfe von Online-Tools und Mitarbeitergespräche werden dargelegt.
Im Rahmen des QualitätsAudits 2019 haben österreichweit 4.000 Schülerinnen und Schüler bewiesen, dass sie für die Arbeitswelt 4.0 gerüstet sind. Bildungsdirektor Dr. Robert Klinglmair gratuliert zu den erfolgreichen Zertifizierungen und ist stolz, dass die Handelsakademien in Kärnten mit ihren Übungsfirmen schon lange eine fruchtbringende Kooperation zwischen Schule und Wirtschaft leben, die im Zuge der Schulautonomie und Bildungsreform einen immer größeren Stellenwert einnimmt.
Unsere Übungsfirmen sind unsere Zukunft.
Schule 4.0 und Digitalisierung 4.0 leben in diesem Konzept.