Ganz klar hinschauen und handeln will man in Kärnten, wenn es um Suchtmittelmissbrauch in Schulen geht. Die Suchpräventionsstelle des Landes, die Bildungsdirektion für Kärnten und die Pädagogische Hochschule haben zu einer Fachtagung geladen, mit dem Ziel, sich zu vernetzen und dem Prinzip „helfen statt strafen“ zu folgen. Bildungsreferent Landeshauptmann Peter Kaiser eröffnete die Tagung mit weit über 200 Teilnehmenden an der Pädagogischen Hochschule. Gesundheitsreferentin LHStv.in Beate Prettner bezeichnete Prävention als „unsere stärkste Waffe“.
„Einen Menschen aufzugeben, kommt für uns nicht in Frage“, stellte Kaiser klar. Ihm geht es darum, die Jugendlichen menschlich zu stärken und objektiv über Suchtgefahren zu informieren. Kaiser wies darauf hin, dass sich das Wort Sucht von einem alten germanischen Begriff für Krankheit ableite. „Sucht ist eine Krankheit, Betroffene sollen daher nicht a priori kriminalisiert werden“, betonte er. Auch der Landeshauptmann bezeichnete Prävention – also Sucht gar nicht erst entstehen zu lassen – als größte Chance. Prävention wirke, bedeute aber auch eine große Herausforderung. In diesem Sinne dankte Kaiser allen Teilnehmenden für ihr intensives Mitwirken und das Übernehmen von Verantwortung.
Gesundheitsreferentin Prettner sagte, dass Süchte zu oft schon im Jugendalter beginnen. „Sucht hat nicht nur eine Ursache und es gibt auch nicht nur eine Lösung“, warf sie ein. Gegen das gesamtgesellschaftliche Problem setze Kärnten auf Vernetzung, Sensibilisierung und Information. Mit der entsprechenden Tagung sei das Land Vorreiter. Prettner erwähnte noch eine aktuelle Studie. Laut dieser rauchen 19 Prozent der 17-jährigen Jugendlichen täglich und trinken 21 Prozent der 15-Jährigen wöchentlich. Cannabis hat laut Studie schon jeder fünfte Jugendliche über 15 Jahren einmal konsumiert.
Bildungsdirektor Robert Klinglmair verwies auf die Wichtigkeit des frühzeitigen Handelns. Es gehe um Bewusstseinsbildung und Aufklärung an den Schulen sowie darum, zu handeln statt zu strafen. Strafe würde oft in einem Ausbildungsabbruch resultieren, was die Abwärtsspirale in Gang setze. Klinglmair hob neben der Suchtprävention aber auch die im Bildungsbereich laufenden Schwerpunkte für gesunde Ernährung, Bewegung, psychologische Thematiken, Umwelt sowie gegen Mobbing und Cybermobbing hervor.
Vizerektorin Gabriele Khan zitierte den Namensgeber der Pädagogischen Hochschule Kärnten, Viktor Frankl. Dieser meinte, dass Sucht entstehe, wenn bei Menschen ein „existenzielles Vakuum“ vorliege. Frankl habe hier von Erwachsenen gesprochen, bei Kindern sei die Thematik aber noch schwerwiegender. Das erfordere frühzeitiges Handeln, betonte auch Khan, die ebenso auf die Handy- und Spielsucht hinwies.
Als Leiterin der Suchtpräventionsstelle Kärnten begrüßte Barbara Drobesch die Anwesenden. „Wir wollen alle Player mit ins Boot holen“, sagte sie zum Ziel der Vernetzung. Sie verwies auf die Vorträge der hochkarätigen Fachleute, am Nachmittag werde man in Workshops zusammenarbeiten.
Unter den Teilnehmenden der Tagung waren Schulleiterinnen und -leiter, Schulärztinnen und -ärzte, Schulpsychologinnen und -psychologen, Vertreterinnen und Vertreter aus Schulsozialarbeit und Jugendcoaching. Titel der Tagung war „Drogen – (k)ein Thema an Schulen?!“. Primarius Wolfgang Wladika vom Klinikum Klagenfurt referierte über die Entstehung von Abhängigkeitserkrankungen, Suchtprophylaxe-Experte Andreas Prenn sprach über den § 13 des Suchtmittelgesetzes (dieser regelt, was die Schule bei Hinweisen auf einen Suchtmittelkonsum zu tun hat). Der Verein Neustart präsentierte das Frühinterventionsprogramm „Way out“, Kinder- und Jugendneurologe Rudolf Winkler sprach über die Wichtigkeit der Früherfassung.
Infos unter: www.suchtvorbeugung.ktn.gv.at
Text: LPD Kärnten/Markus Böhm
Fotohinweis: LPD Kärnten/Bauer