Einladung zur Fortbildung: Bindungsgeleitete schulische Interventionen mit Prof. Dr. Henri Julius

Liebe Kollegin, lieber Kollege!

 

Im Rahmen unserer fortwährenden Bemühungen, die Qualität der schulischen Unterstützung für Kinder mit Förderbedarf

in der sozialen und emotionalen Entwicklung zu verbessern, freue ich mich, Sie herzlich zu einer zweitägigen Fortbildung

mit Prof. Dr. Henri Julius von der Universität Rostock einzuladen.

 

Datum: 26. und 27. April 2024

 

Ort: Pädagogische Hochschule Klagenfurt

 

Thema: "Am Du zum Ich: Bindungsgeleitete schulische Interventionen für Kinder mit Förderbedarf

              in der sozialen und emotionalen Entwicklung" (LV-Nr:  F100LWA175)

 

Professor Julius ist im deutschsprachigen Raum als ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der bindungsgeleiteten schulischen

Interventionen bekannt und geschätzt. Seine Forschung und praxisorientierte Arbeit haben maßgeblich dazu beigetragen,

die Bedeutung von Beziehungen in der kindlichen Entwicklung zu verstehen und darauf aufbauend wirksame pädagogische Ansätze zu entwickeln.

 

In der Veranstaltung werden die Herausforderungen von unsicheren Bindungsmustern bei Kindern thematisiert, insbesondere

deren Übertragung auf schulische Bezugspersonen und die Auswirkungen auf die Entwicklung.

Ein zentraler Fokus liegt auf dem CARE-Programm, einer bewährten Intervention zur Schaffung positiver Beziehungen.

Die Evaluationsresultate zeigen vielversprechende Erfolge.

 

Die Fortbildung bietet eine einzigartige Gelegenheit, von Prof. Julius' Fachwissen zu profitieren und praxisrelevante Einblicke

in die Anwendung des CARE-Programms zu gewinnen.

Wir freuen uns, Sie bei dieser besonderen Veranstaltung begrüßen zu dürfen! Nachmeldungen sind unter herbert.unterkircher@ph-kaernten.ac.at möglich.

 

Beste Grüße,

 

Johannes Egger

für das Planungsteam

 

 

 

Abstract Prof. H. Julius:

 

Entwicklung vollzieht sich in Beziehungen. Das ist eine der zentralen Erkenntnisse der letzten Dekade in der Psychologie. Das Wachstum des menschlichen Gehirns wurde im Laufe der Evolution insbesondere durch die hohe Sozialorganisation unserer Spezies gefördert. Und auch die individuelle Entwicklung eines Menschen ist maßgeblich von der Beziehungsqualität abhängig. Das gilt natürlich insbesondere für die Kindheit, in der sich das Gehirn entwickelt und in der die Abhängigkeit von Beziehungen am größten ist. 

Was aber passiert, wenn die Beziehungen zwischen Kindern und ihren Eltern nicht gelingen? Welche Auswirkungen hat das auf die Entwicklung eines Kindes? 

Aus bindungstheoretischer Sicht spiegeln sich die Beziehungserfahrungen von Kindern mit ihren primären Bezugsfiguren in den verinnerlichten Beziehungskonzepten der betroffenen Kinder wider. Kinder, die eine gestörte Beziehung zu ihren Eltern haben, weil sie von den Eltern z.B. zurückgewiesen, vernachlässigt, überbehütet oder gar misshandelt oder getrennt werden, entwickeln in der Regel sog. unsichere Bindungsmuster. Diese unsicheren Bindungsmuster stehen in einem ursächlichen Zusammenhang zu einer großen Bandbreite von psychischen Störungen des Kindes- und Jugendalters. 

Ein zentrales Problem ist nun, dass diese unsicheren Bindungsmuster auch auf neue, wichtige Bezugspersonen außerhalb des familiären Kontextes, wie z.B. Lehrer oder Therapeuten, übertragen werden. Sobald die Übertragung einsetzt (und das ist bei dem überwiegenden Teil der Kinder der Fall), wenden die Kinder in diesen neuen Beziehungen die gleichen Beziehungsstrategien an wie in den bisherigen Primärbeziehungen. 

Wenn eine Übertragung der in der Familie erworbenen Bindungsqualität auf außerschulische Betreuungspersonen stattfindet, stellt sich als nächstes die Frage nach den Reaktionen dieser Personen auf das Beziehungsverhalten der Kinder. Eine inzwischen breite, empirische Datenbasis zeigt, dass diese neuen Bezugspersonen häufig komplementär auf das Beziehungsverhalten der Kinder reagieren, und somit deren unsichere Bindungsmuster zementieren. Die weitere psychosoziale, emotionale und kognitive Entwicklung betroffener Kinder ist dadurch stark gefährdet. 

Um die Zementierung missglückter Beziehungsmuster zu verhindern und stattdessen entwicklungs- und lernfördernde Beziehung aufzubauen, wurde das CARE-Programm entwickelt. Ziel dieser bindungsgeleiteten Interventionen ist es, die pädagogischen und therapeutischen Beziehungen zu Kindern so zu gestalten, dass sie den bisherigen Beziehungserfahrungen widersprechen und die Entwicklung gesunder Beziehungskonzepte fördern. Das CARE-Programm ist inzwischen mehrfach evaluiert worden. Die Ergebnisse dieser Evaluationen zeigen, dass der Aufbau einer entwicklungsfördernden Beziehung fast immer möglich ist, und dass diese Beziehung die weitere psychosoziale, emotionale und kognitive Entwicklung des Kindes maßgeblich positiv beeinflusst. 

Veröffentlicht am 06.02.2024