Nachtfalter sind vorwiegend nachts- beziehungsweise dämmerungsaktiv. Das hat den Vorteil, dass die meisten Fressfeinde um diese Tageszeit nicht mehr unterwegs sind. So können sie ungestört auf Partnersuche gehen. Auch die „Alpenrobben“ sind normalerweise um diese Zeit im Bett. So nennen sich jene Schüler*innen aus Winklern, die für zwei Jahre mit dem Nationalpark Wattenmeer in Deutschland zusammen arbeiten. Die Alpenrobben sind keine neue Tierart, sondern rund 50 Jugendliche die sich intensiv mit den Alpen und dem Meer auseinander setzen.
Am 24. Juni 2024 hatten sie einen ganz besonderen Einsatz. Die Alpenrobben waren mit ihren beiden Lehrern und dem bekannten Insektenkundler Dr. Christian Wieser bis weit nach Mitternacht in der Natur unterwegs. „In Kärnten gibt es rund 3.000 Schmetterlingsarten, aber nur 200 davon sind tagaktiv“, so Wieser, Leiter der Abteilung für Zoologie am Landesmuseum Kärnten.
Alexander Fankhauser, Lehrer im Alpenrobbenprojekt, freut sich besonders über diese außergewöhnliche Nacht, „Artenvielfalt so hautnah zu erleben, das ist für die Schülerinnen und Schüler ein ganz besonderes Erlebnis!“. Ihm hat es besonders das „Grüne Blatt“ angetan, ein Schmetterling der durch seine grüne Färbung tagsüber perfekt getarnt ist und nur in der Nacht umher fliegt. Während ein Großteil der Falter eher unscheinbar ist, stechen den Kindern der „Schwarze Bär“ und der „Weinschwärmer“ besonders ins Auge. Mit Taschenlampen ausgestattet wandern die jungen Naturforscher von Lichtfalle zu Lichtfalle. Was aussieht als wären Aliens gelandet sind weiße Zelte die von innen mit UV-Lichtlampen beleuchtet werden. Die Nachtfalter werden von diesem Licht angezogen und können so, auf den Zelten sitzend, wunderbar beobachtet werden.
„Wir haben in dieser Nacht mehr als 200 verschiedene Schmetterlingsarten gefunden“, erzählt Gudrun Batek, die Organisatorin der Exkursion, „die Kinder waren richtig beeindruckt“!
Batek koordiniert das Projekt Alpenrobben im Auftrag des Ersten Europäischen Klima- und Umweltbildungszentrums (EKUZ). Bildungsarbeit ist ein zentrales Anliegen dieses Vereins, der von der vom Land Kärnten ins Leben gerufen worden ist.
„Vielleicht finden wir eine neue Art“, tönt es von den Alpenrobben als Dr. Wieser einen kleinen Falter in ein Plastikröhrchen verstaut. Dieser geht für genetische Untersuchungen nach Kanada, wo eine umfangreiche Datenbank über Millionen gespeicherte Gen-Codes verfügt.
Das kann durchaus sein. Denn im Gegenzug zur den vielen beleuchteten Reklametafeln und Schaufenstern in unseren Städten, ist die Nacht hier im Nationalpark noch so wie sie sein soll - dunkel und ruhig!
Fotos: MS-Winklern