Im Rahmen des EU Projektes „Power to Change“ machten am Beginn des neuen Schuljahres 99 Schülerinnen und Schüler aus dem slowenischen Gymnasium, dem Ingeborg-Bachmann Gymnasium, der CHS Villach und dem BG Spittal eine Exkursion zur Pasterze, dem größten Gletscher Österreichs. Der schwindende Gletscher im Nationalpark Hohe Tauern führte den SchülerInnen die Auswirkungen des Klimawandels deutlich vor Augen.
Die Pasterze schmilzt in rasantem Tempo – im Vorjahr um ganze 60 Meter, seit 2005 verlor sie 600 Meter an Länge.
Vor Ort waren auch die beiden Wissenschafter Michael Avian von der ZAMG und Christian Bauer von der UNI Graz, die mit einem Laserscanner eine hochauflösende Gesamtaufnahme der Pasterze vornahmen. Michael Avian fand klare Worte für die aktuelle Entwicklung der Pasterze: „Wir sprechen bei der Gletscherzunge der Pasterze nicht mehr von Gletscherschmelze, sondern von Gletscherzerfall.“
Christian Salmhofer vom Klimabündnis Kärnten pflichtet ihm bei: „Bald wird die Gletscherzunge keine Verbindung mehr zum Nährgebiet haben. Dann wird der größte Gletscher Österreichs in zwei Teile zerfallen. In den Schulbüchern wird dann stehen müssen: Der Gepatschferner in Tirol ist der größte Gletscher Österreichs!“
Der Anstieg der Temperatur führt auch zum Abtauen des Permafrosts rund um den Gletscher. Das bringt vermehrt Steinschlag mit sich. „Eigentlich wollten wir mit den SchülerInnen den Gamsgrubenweg entlang zum Gletscher wandern. Aber der ist seit August wegen Steinschlag gesperrt“, erklärt Anna Strobach vom Klimabündnis, die die alljährliche Exkursion zur Pasterze als Belohnung für Schulen, die Klimaschutz in ihrem Lehrplan vorbildlich umsetzen, organisiert.
Beim Klimazeugen-Projekt erarbeiten die Schülerinnen und Schüler selbstständig ein Thema, welches dann in die Klimazeugen-Ausstellung integriert wird. Letztes Schuljahr gestaltete z. B. die 7b des Slowenischen Gymnasiums unter der Leitung von Prof. Marcell Smolej ein zweisprachiges Plakat über die Pasterze und den Triglav für die Klimazeugenausstellung. Der Gletscher am Triglav, ehemals größter Gletscher Sloweniens, ist mittlerweile nur mehr 3-5 Meter dick und weniger als 4.000 Quadratmeter groß.
„Hier wird einem so richtig bewußt, wie schnell der Klimawandel vor sich geht!“, so die Schülerin Lisa Worsche vom BG Spittal. „Ich habe mir gedacht, dass ich hier den größten Gletscher Österreichs sehe. Es hat mich aber sehr überrascht, hier einen See vorzufinden!“, zeigte Lena Klaura vom Bachmanngymnasium irritiert.
Wie wichtig eine Exkursion zur Klimazeugin Pasterze ist, zeigt schon die Tatsache, dass fast keine der Schülerinnen und Schüler zuvor die Pasterze vor Ort gesehen hat. Die fachkundige Führung der Nationalparkranger war beindruckend. „Es war für uns sehr wichtig die Pasterze mit eigenen Augen zu sehen. Die Natur gibt uns hier ein kräftiges Warnsignal“, so die nachdenkliche Anna Katharina Karner von der CHS Villach.
Unterstützung kommt von Landesrätin Sara Schaar, die im Bezirk Spittal aufgewachsen ist: „In meiner Schulzeit war auch schon von der Gletscherschmelze die Rede, aber nun sieht man den Zerfall. Jetzt ist es allerhöchste Zeit zu handeln! Ein nachhaltiger Umgang mit unserer Umwelt und ihren wertvollen Ressourcen ist das Gebot der Stunde.“
Text/ Fotos: Mag. Christian Salmhofer und Mag. Marcell Smolej